(Gastbeitrag erschienen 2017 in Koehlers Guide Kreuzfahrt)
Ein Artikel über die „neue“ AIDA?! Was soll man da schreiben?
Die Aida Perla ist absolut baugleich mit der Aida Prima. Der Bau hat in Japan prima geklappt, daher hat man gleich zwei Schiffe bestellt. Das Einzige, was die beiden unterscheidet, sind Halogenlampen um die dicke Säule in der Plaza und hier und da die Farbgebung. Außerdem heißt die „Straße“, auf der die Crew intern langläuft „Nagasaki Road“, wie die Werft, in der sie gebaut wurde (also nicht mehr Papenburg Road).
Wer den Unterschied wissen wollte, der braucht den Artikel nicht weiter zu lesen, denn das ist er.
Wer in das Erlebnis AIDA eintauchen möchte, der darf gern weiterlesen.
AIDA steht in der Marketingsprache auch für eine Werbeformel, die sogenannte „AIDA Formel“: Attraction Interest Desire Action, was so viel bedeutet wie mit aufmerksamkeitswirksamen Mitteln das Interesse erwecken und schließlich den Wunsch entfachen, etwas zu tun.
Bei Werbung stellt man sich auch immer die Frage nach der Zielgruppe. Und wenn man in der Werbung als Zielgruppe „ALLE“ definiert, dann ist das unkonkret. Aber genau das hat AIDA geschafft. Einerseits spricht AIDA das Stammpublikum für eine typische Kreuzfahrt an, Pärchen 50+, aber eben auch Jüngere, Aktivurlauber, Familien, Sonnenanbeter, genauso wie Golfer und Suitengäste. Neu ist Ocean 18, adressiert an 18 bis 36-Jährige, die dann eine Reise zusammen verbringen.
Aida hat dies seit jeher gekonnt und in den letzten Jahren perfektioniert. Auch bei jungen Menschen den Wunsch entflammen, aufs Schiff zu kommen und im schwimmenden Hotel die Welt zu entdecken. Nachts wird gefeiert und am nächsten Morgen beim Katerfrühstück in der „Weiten Welt“ steht man bereits im Hafen und wartet aufs nächste Abenteuer an Land in eben jener. Die große weite Welt ist nur eine Nacht entfernt. Vorhang auf in der Balkonkabine und Bühne frei fürs Kreuzfahrtleben. Einmal ausprobiert, bedeutet für die meisten, ein Leben lang infiziert.
AIDA geht im Takt der Zeit und ist im digitalen Zeitalter angekommen.
Bereits beim Einchecken wird mit Chipkartensystem und Smileykarten gearbeitet, für die jeweiligen Decks. Beim ersten Auflegen der Bordkarte begrüßt einen eine Computerstimme (neben der freundlichen Crew) mindestens fünf Mal mit „Welcome“. Danach geht es die Holztreppe hoch, die das Schiff sehr edel wirken lässt, vorbei an der Rezeption auf Deck 4. Dann heißt es Kabine beziehen. Auch da gibt es eine große Auswahl von Innenkabine über Balkonkabinen mit begehbarem Kleiderschrank, bis hin zur schicken Lanaikabine mit Himmelbett und zusätzlichem Wintergarten, der richtigerweise „Sommergarten“ heißen sollte, da er an fernöstliche Gefilde erinnert wegen des Baldachins. Schließlich gibt es noch die Suiten, wo AIDA seit der Hyperion Klasse auch noch mit der AIDA Lounge auf dem Lanaideck (8) und dem Patiodeck auf Deck 16 als zusätzliche Relaxräume auftrumpft. Den Suitengästen und Inhabern des grünen und goldenen Clubstatus steht neben diesen beiden Bereichen auch noch ein Concierge zur Verfügung, der neben der Organisation von Ausflügen oder Abendessen ein außerordentlich guter Gastgeber ist und immer für einen Plausch zu haben ist. In der Suite wartet zu Beginn der Reise schon eine gekühlte Champagnerflasche mit dem Namen „Prima Perla“, wie sollte es anders sein?
Wen das Schiff zu Beginn verwirrt, der kann in den ersten Tagen bei einem Schiffsrundgang mitmachen. Auch hier ist AIDA Vorreiter und bietet mittlerweile einen Selfie Rundgang an. Dort kann jeder fleißig unter dem Hashtag #aidaperlamomente seine ganz persönlichen Erlebnisse posten. Nach wie vor gilt für alle Schiffe der Kussmundflotte die goldene Regel: alles was schlank macht, wie der Sportbereich, befindet sich vorne, also am Bug des Schiffes; alles was Spaß macht (oder dick), befindet sich im Heck das Schiffs, sprich die Restaurants. Denn neben dem hübschen Kussmund hat jede AIDA auch einen kleinen Speckring in Richtung Bauch/Po, im Englischen wird das übrigens netterweise „love handles“ genannt. Diese trägt auch der ein oder andere Gast am Ende des Urlaubs mit nach Hause wegen des reichlichen Essens. Insgesamt stehen den Gästen 14 Bars und 12 Restaurants zur Verfügung. Das Restaurantkonzept auf AIDA Perla ist ebenfalls neu: hier werden bei allen Buffett Restaurants, außer dem Weite Welt, immer die gleichen Speisen angeboten, sodass jeder Gast jedes Restaurant auf der Reise ausprobieren kann. Service spielt dabei eine große Rolle und die 900 Mann/Frau starke Crew kümmert sich rund um die Uhr.
Zu Beginn des Urlaubs muss natürlich jeder Gast die Seenotrettungsübung absolvieren, egal ob er auf Mallorca oder schon in Barcelona aufgestiegen ist. Ja sie haben richtig gelesen, nicht wie erst erwähnt fährt AIDA Perla und Prima nur im Norden, sondern auch in den Perlen des Mittelmeeres. Seit die Decks draußen etwas umgestaltet wurden, haben die Gäste nicht mehr so viel Platz zum Stehen, daher wird sich mittlerweile drinnen getroffen und das Prozedere durchexerziert. Dies kann mit den richtigen Gästen ringsherum sehr lustig sein. Denn eine Dreijährige mit blondem Lockenschopf unterhielt das gesamte „East Restaurant“ und schrie am Ende der Übung voller Enthusiasmus „Jetzt geht´s los!“.
Somit starten wir die Reise mit theatralischer Musik („Sailaway“) und gigantischem Ausblick. Bei schlechtem Wetter kann man auf der AIDA Perla natürlich trotzdem auf dem Pooldeck stehen und die Ausfahrt genießen, Dank der Überdachung auf Deck 15 und 16 beim Beach Club und im Sport und Action Bereich. Der Vorteil, gerade für kältere Regionen das ganze Jahr über gewappnet zu sein, entwickelt sich zum Nachteil, wenn man in wärmeren Gefilden unterwegs ist, denn die Überdachung kann man leider nicht öffnen. Daher fällt doch einiges an Pooldeck zum draußen Liegen weg und an sonnigen Seetagen ist es sehr überfüllt. Auch fehlt das Gefühl, wie auf Titanic wirklich vorne zu stehen und nah an den Bug zu kommen. Das schafft man lediglich auf Deck 6 nach der Spray Bar, dort gibt es die einzige Aussichtsplattform mit Blick in Fahrtrichtung im Freibereich.
Dennoch spielt auf den neuen Schiffen die Destination eine untergeordnete Rolle. Das Schiff selbst wird zum Erlebnis. Eltern können ihre Kinder guten Gewissens ein paar Stunden am Tag oder wenigstens einmal im Urlaub für ein ruhiges Abendessen im Kids Club abgeben. Das geht ab einem Alter von 6 Monaten. Die Erwachsenen selbst können aber auch so viel erleben, Neues ausprobieren, einen Kochkurs auf Sterneniveau absolvieren oder (Mini) Golfen. Auch für Kids gibt es sicherlich nichts Schöneres als den ganzen Tag im Schwimmbad zu rutschen. Da wird sich sicherlich der ein oder andere Papa opfern müssen und spätestens nach der zweiten Rutschtour selbst wieder zum Kind mutieren. Denn nicht nur Kinderaugen bringt man zum Strahlen, während man auf hoher See im Racer im Glastunnel rutscht und dabei kurzzeitig sogar das Gefühl hat, übers Wasser zu fliegen (das übrigens auch beim Skywalk und dem Fahrstuhl, der über 7 Decks geht). Aus einer Runde „Ja ich probiere es zu Recherchezwecken“, werden schnell 20. Denn die Zeit für einmal Rutschen wird unten auf einem Monitor angezeigt und stachelt den ein oder anderen zum Schneller werden an. Auch die Filme auf der großen Leinwand kommen nicht nur bei den Kleinen gut an und so sehen wir „Ratatouille“ während wir auf Korsika zuschippern. Die Mitarbeiter des Kids Clubs beweisen wirklich Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Kleinen. Schon bei der Begrüßung werden alle wichtigen Sicherheitsvorkehrungen besprochen: „Schüttelt einmal eure Füße und all diejenigen, die ihre Schuhe noch anhaben, haben das richtige Schuhwerk an fürs Schiff“. Zweite wichtige Frage: „Was machen wir, wenn ihr mal eure Eltern verlieren solltet? Wir treffen uns an der Softeismaschine.“ Jedes Kind weiß, wo es Eis bekommt. Das muss man nur noch den Eltern zeigen und alle sind versöhnt. Wissen Sie´s? Na im Fuego Restaurant auf Deck 7 beim Four Elements. Dieses Restaurant bietet übrigens besonders lang Mittagessen an, falls Sie es einmal (nach einem Auslfug) verpassen sollten: bis 17h gibt es hier frische Früchte, Spaghetti, Pizza und sie ahnen es: Eis an der Softeismaschine. Übrigens können Kinder und Jugendliche bei der Kids and Teens Show am Ende der Reise mitmachen. Hier wird sicherlich das ein oder andere Talent entdeckt, wenn nicht gleich vom Talent Scout, dann wenigstens in einem selbst. Es ist der Wahnsinn, was hier in einer Woche auf die Beine gestellt wird.
Gleiches gilt auch für die Ausflüge: in Korsika Radeln wir zum Beispiel an die Westspitze, natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten wie Wandern, Tauchen und Schnorcheln, Sightseeing per Bus, Strandaufenthalte etc.
Wem das Mittelmeer zu kalt sein sollte, der kann sich im Infinity Pool mit eine der besten Aussichten ergattern. Auf dem Lanaideck (Deck 8) befinden sich insgesamt 4 Infinity Pools. Weiter vorn ist auch der Organic Spa Bereich, wo es ebenfalls Pools und einen großen Liegebereich draußen, sowie viele Themensaunen innen gibt. Damit nicht alle 3200 Passagiere auf einmal saunieren, kann man Stunden- (5€) oder Tagespakete (29€) fürs Spa kaufen. Die Ruhe und Weitläufigkeit sind definitiv einen Besuch wert, wenn auch wieder eine Leistung exkludiert wird. Auch nach einer Massage mit Blick auf den Ozean fühlt man sich tiefenentspannt und ist aufnahmefähig für allerlei Aktivitäten an Bord.
Denn neben Rutschen, gibt es einen eigenen Klettergarten und viel Entertainment. Hier ist AIDA nach wie vor Spitzenreiter mit einer eigenen Fernsehsendung und abendlichen Shows, die denen an Land in nichts nachstehen. Große Stimmen wie die von Anastacia oder Bruno Mars treffen Sie im Theatrium. Wer es etwas ruhiger und persönlicher möchte, der kann einen Abend im Nightfly buchen. Der Conferencier führt amüsant durch den Abend und kündigt die vier Sänger an. Aufs Wichtigste reduziert, erinnert diese Bühne an ein kleines Theatre in Paris mit ca. 60 Sitzplätzen. Der Fokus liegt hier klar auf den Stimmen der Solisten. Inklusive Glässchen Sekt aus der Moet & Chandon Spray Bar erlebt man hier für 10€ einen exklusiven Abend. AIDA bietet also große Shows zum Nulltarif für die ganze Familie und wer es familiärer möchte, erkauft sich Privatheit – back to the roots.
Ruhiger sollte auch die „Silent Party“ werden. Hierbei tragen die Gäste Kopfhörer und können aus drei Musikkanälen ihren Liebling aussuchen. Die Farben auf den Kopfhörern zeigen den eigenen Musikgeschmack an, rot steht für Rock, blau für Hip Hop und Black und grün für …. Na erraten Sie es? – Schlager. Kommunikation in dem Sinne findet dann natürlich nicht statt, trotzdem wird fleißig getanzt und mitgesungen, wenn sich die verschiedenen DJs übertrumpfen und ihre Anhänger zum Mithüpfen animieren. Verdammt genial und für alle Altersgruppen zum Mitmachen geeignet.
Eines der Highlights der Reise war sicherlich das Auslaufen auf der Rossini Terrasse auf Deck 8 beim französischen Abendessen „French Kiss Deluxe“. Großes Augenmerk wird hier auf die vielen kleinen Details gelegt. Die Tische sind in weiß gekleidet, es gibt ein 4 Gang Menü und man schaut auf den Yachthafen von Korsika, wo die Sonne im Wasser glitzert. Neben vielen Vorspeisen, einem fantastischen Hauptgang (Entenrillette und eine herrliche vegetarische Alternative: Trüffelspaghetti), krönt das Dessert das tatsächliche Auslaufen: während wir an den von der Sonne rot angestrahlten Bergen von Korsika vorbeifahren, bekommen wir Macarons, Creme Brulée und Schokoladenmousse kredenzt, perfekt getimt. Die Restaurantmanager nehmen sich viel Zeit zum Plauschen und das Personal trägt mit einem großartigen Service zum Gelingen des Abends bei. Für uns gab es zum Abschluss neben musikalischer Pianobegleitung noch ein acapella Ständchen von Dexter, der mit „My way“ alles toppte. Jeder Tisch sprach von einem unvergesslichen Abend und jeder der acht Tische meinte, dass es eine tolle Truppe war, mit der man zu acht dinierte. Der gleiche Abend findet übrigens auch im Buffalo Steakhouse statt. Die Investition von 44€ sind definitiv eine gute Investition für das zauberhafte Essen, den Service und die Aussicht: einfach unbezahlbar.
Kontrastprogramm im Brauhaus, dort ist „Haifischbar“ angesagt: die Offiziere singen im Shantychor und es fließt ordentlich Bier und Schnaps. Einige Gäste quetschen tatsächlich für diesen Abend ihre Dirndl und Lederhosen in den Koffer. Der Abend ist lang und je mehr man trinkt, desto besser kann man sich in die Dünung legen, die uns seit Mallorca begleitet. Das Schiff legt sich auf Grund der neuen Bugform schön in die Wellen. Außerdem verteilen die Offiziere Fischbrötchen und sind für den ein oder anderen Spaß zu haben. Das stellen sie auch nach dem Rom Landgang (Hafen Civitavecchia) mit einem Trommelkonzert bei der Rückkehr der Landgänger unter Beweis.
„Ganz nah dran“ lautet das Motto auf AIDA, Crew und Gäste haben gemeinsame Bereiche und können auch Gespräche bei einem Gläschen Wein führen. Daher gibt es beim Verabschieden einen großen Bahnhof (oder Schiffswerft?), Umarmungen, bei einigen fließen dann schon einmal Tränen und dabei meine nicht die Kinder.
In diesem Sinne: infiziert ja, geheilt nein und auf AIDAsehen.
(Gastbeitrag erschienen 2017 in Koehlers Guide Kreuzfahrt)
Es gibt zahlreiche wunderbare Orte. Der große Vorteil beim Kreuzfahrtschiff ist eben, dass man ein fahrendes Hotel immer dabei hat und morgens an einem anderen Ort aufwacht, ohne sich um etwas kümmern zu müssen. Viel Spaß weiterhin
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