Sardinien mit Wohnmobil, Campervan, Erfahrung Grimaldi Fährüberfahrt Livorno – Olbia

In diesem Blogartikel erfährst du, wie du am einfachsten mit dem Van nach Sardinien oder Korsika fährst.

Es gibt 4 verschiedene Fähranbieter:

  • Grimaldi
  • Corsica Ferries
  • Ischnia Ferries
  • Moby Lines

Und unzählige Abfahrhäfen auf dem italienischen Festland, wie zum Beispiel:

  • Livorno
  • Civitavecchia (bei Rom)
  • Genua

Sowie Ankunftshäfen auf Sardinien:

  • Olbia
  • Cagliari (Inselhauptstadt)
  • Santa Teresa di Gallura (gut geeignet für die Überfahrt nach Korsika – Bonifacio, nur eine Stunde)
  • Porto Torres

Es wäre an der Zeit, dass jemand eine App programmiert, denn die Auswahlmöglichkeiten sind riesig und damit leider auch die Preisunterschiede.

Wenn man mit dem Wohnmobil fährt, zahlt man für die Überfahrt schon einiges mehr als ein normaler PKW oder ein Fußgänger. Durch die Höhenbegrenzung gelingen Überfahrten generell auch nur an bestimmten Daten.

Grimaldi Livorno – Olbia

Ich habe mich hinzu für „Grimaldi“ entschieden mit der Abfahrt ab Livorno. In der Nacht zuvor übernachtete ich auf einem Campingplatz in Calambrone, der durch die Nähe zum Hafen besticht. Genial bei einer morgendlichen Überfahrt, denn angeblich ist man in nur 12 Minuten am Hafen.

Ganz so einfach ist es leider nicht, denn das Navigationssystem verliert sich im Labyrinth des Hafens und verwechselt die Kreisverkehr-Ausfahrten. Im letzten Kreisverkehr die erste Ausfahrt nehmen (das Schild „Grimaldi“ ist sehr klein) und kurz danach befindet sich auf der rechten Seite die Einfahrt, wieder sehr unkenntlich dargestellt. Wenn man hier zu weit fährt, würde es wieder auf eine Autobahn-Auffahrt gehen.

Grimaldi schreibt, man soll spätestens 120 Minuten vorher vor Ort sein. Das war ich auch und musste sehr lang warten, denn unsere Fähre hatte satte 2,5 Stunden Verspätung, was wohl öfter vorkommen soll. In der Hochsaison soll es ratsam sein, tatsächlich so zeitig da zu sein. Da die Fähre auf 10 Uhr angesetzt war, war ich bereits 8 Uhr vor Ort.

Fährüberfahrt und Dokumente

Man muss die Dokumente vorzeigen (Ticket), Personalausweis und Green Card. Die ist in Italien ganz wichtig. In Italien gilt man nur als vollständig geimpft, wenn man 3 Mal geimpft ist. Bei 2 Mal darf die letzte Impfung nur 6 Monate her sein (anders als in Deutschland, da gilt ein Jahr). Mit einem aktuellen Testergebnis funktioniert das aber auch alles.
Danach gibt es einen Aufkleber aufs Auto. Hierbei aufpassen, das dieser wirklich an die Scheibe geklebt wird und nicht wegflattert.

Wegen der Verspätung kann man entweder die Reise absagen oder einen Verzehr-Coupon bekommen. Ich nehme Letzteres und schlürfe noch einen Kaffee.

Nach 2,5 Stunden bewegen sich die ersten Autos. Ich komme mit aufs LKW Deck. Die Spuren sind auf dem Boden vorgezeichnet. Ich muss zwar eine steile Rampe hochfahren, aber zum Glück nicht rückwärts einparken. Es ist nicht so eng, wie ich es mit der Autofähre nach Korsika in Erinnerung hatte. Damals war ich mit meinen Eltern unterwegs und wir mussten so nah an die anderen Autos fahren, dass mein Bruder und ich über die Fenster aus dem Auto klettern mussten. Nun muss man zwar immer noch nah an den Vordermann/-frau fahren, aber man kann dennoch gemütlich aussteigen. Handbremse anziehen und Gashahn zudrehen, nicht vergessen!

Obwohl ich ein Wohnmobil habe, muss ich das Auto verlassen. Schade, sonst hätte ich meine eigene Kabine während der Überfahrt gehabt. Doch das sei zu gefährlich. Auch Tiere sollen nicht im Auto gelassen werden. Falls es eine Havarie geben sollte, wäre der Frachtraum höchstwahrscheinlich als erstes überflutet. Das ist unzumutbar.

Man kann jedoch, gerade für die Nachtüberfahrten, zusätzlich eine Kabine buchen. Zwei getrennte Betten stehen an den Kabinenwänden, oben drüber gibt es zwei zusätzliche Betten, die runtergeklappt werden können, sodass insgesamt 4 Personen Platz finden. Die Betten sind schmal, auf unnötigen Schnick Schnack wurde verzichtet. Praktikabilität ist das Stichwort.

Die Fahrt von Livorno nach Olbia dauert 10 Stunden und kostet 70 Euro (statt 250€ mit anderen Anbietern, daher lohnt sich eine intensive Recherche), nur fürs Wohnmobil und eine Person, ohne Kabine.

Erst einmal erkunde ich das Schiff. Das große Tamtam wie auf einem Kreuzfahrtschiff gibt es nicht. Die Durchsagen finden auf Italienisch und Englisch mit einem französischen Akzent statt. Dadurch kommt Urlaubsstimmung auf. Die Anonymität allerdings gleicht einem Flieger.

Es gibt ein paar wenige Restaurants, allerdings kann man die Kamera im Gepäck lassen und braucht nicht das Buffett abfilmen, denn es gibt keines. Hier herrschen Currywurst und Pommes und das gute, alte Baguette.

Bei den Restaurants gibt es auch Sitzgelegenheiten. Man kann sich für einen Aufpreis sogar VIP Sitze buchen, das sind gemütliche Ledersessel. Wenn man ein wenig sucht, findet man aber auch ein abgeschiedenes Plätzchen, zum Beispiel ruhige Arbeitsstationen.

Beim Ablegen gehe ich oben an Deck und genieße den Ausblick. Livorno finde ich vom Stadtbild nicht sehr reizvoll, doch das Ablegen von einem Hafen ist immer wieder ein Genuss. Die Fähre muss erst einmal ganz schön rangieren, Wahnsinn wie sie fast auf einem Punkt drehen kann. Wir fahren an einem Fischerboot vorbei, welches wie Spielzeug wirkt. Beim Ablegen fehlt nur noch die Farewell Musik. Ein erhabenes Gefühl ist es schon, wie wir aufs Mittelmeer ziehen und das Festland immer kleiner wird. Wir mitten in der türkisen, mediterranen See.

Vom Pooldeck aus genieße ich die Überfahrt und stocke meinen Vitamin D Spiegel auf, indem ich mein Gesicht in die Sonne halte. Die Überfahrt erinnert mich ein wenig an eine Flusskreuzfahrt, denn wir sehen fast immer Land und Inseln um uns herum.

Die Zeit verfliegt, schließlich habe ich eine nette Bekanntschaft gemacht und wir quatschen eine Weile. Wir hatten uns vorher schon beim Warten auf die Fähre kennengelernt, ebenfalls ein Campervaner. Die Fahrer mit selbstausgebauten Wohnmobilen begutachten gern die Autos der anderen und holen sich Inspiration. Gut für mich, denn dieses Exemplar versteht sich auf Handwerk und hatte mir prompt auf dem Parkplatz vor der Fähre noch meine Wasserpumpe repariert. Nun sitzen wir an Deck und teilen unser Essen, bestehend aus Nüssen, Obst und süßen Gebäckteilchen.

Oben wird das Pooldeck gewienert, geputzt und gestrichen. Für die Hauptsaison muss alles noch auf Vordermann gebracht werden.

Das erinnert mich daran, dass auch ich noch etwas zu tun habe. So ziehe ich mich ins mobile Office zurück mit dem besten, wohl denkbaren Ausblick. Da bekommt „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“, einen ganz anderen Ausdruck – anstatt an Bord als Crew zu arbeiten, arbeite ich als digitale Nomadin und starte in meine „Workation“; also work = Arbeit und vacation = Urlaub. (Buchtipp mein Buch dazu weiter unten).

Abends erhaschen wir einen phänomenalen Sonnenuntergang mit Blick auf Korsika. Bald müssten wir unser Etappenziel erreichen.

Durch die Verspätung von 2,5h sind wir erst mittags 12.30h losgefahren und kommen erst 21.30h an. Zum Glück hatte ich vorher einen Campingplatz angerufen und bereits informiert, dass ich später ankommen werde. Die meisten Campingplätze in Deutschland schließen bereits 18 Uhr. In Spanien und Italien haben sie meist bis 19 oder 20 Uhr auf, aber definitiv nicht bis 22 Uhr.

In Olbia angekommen, heißt es nichts wie runter vom Schiff. Auch die Besatzung will klar Schiff machen und es geht wirklich schnell, dass die Autos, Wohnmobile und LKW von der Ladefläche aus dem Schiffsbauch sausen. Ich fahre circa 20 Minuten durch die Dunkelheit ein Stück oberhalb von Olbia. Die Straßen sind hier wesentlich enger als in Deutschland und kurvig.

Per Telefon kann ich mich bemerkbar machen und wie von Zauberhand wird mir das Tor geöffnet. Nun noch schnell den Platz beziehen. Ich habe ja immer mein eigenes Bett und meine Küche dabei, sozusagen mein fahrendes Schneckenhaus. Einige nennen es auch Glamping, also eine Mischung aus Glamour und Camping. Und dann heißt es Licht aus und ab in die Koje.

Weitere Blogbeiträge zu Sardinien und Korsika.

Buch zur Workation – Reisen mit Kater, Campervan und Kostüm.

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